Die Stempel der Poststelle Seebach

Die Gemeinde Seebach, bis 1933 eine eigene Gemeinde weitab von der Stadt Zürich gelegen, wurde ab 1835 von einer Postkutsche bedient, die täglich von Zürich über Seebach — Kloten — Bülach nach Schaffhausen und zurück fuhr.

Am 1. April 1847 wurde in Seebach ein Postbüro 3. Klasse eingerichtet. Der Postverkehr war aber ziemlich klein und so wurde z.B. im Januar 1850 eine Einnahme von nur Fr. 15.20 abgerechnet. Klein war auch der Lohn des Posthalters, betrug er doch anfangs ganze Fr. 40.- im Jahr

Der erste Seebacher Poststempel war ein Balkenstempel von 22 mm Länge.

(Abb. 1). Er ist fast immer sehr schlecht abgeschlagen, ja sogar unleserlich. Bis jetzt habe ich den Stempel neben Rayons und auf Strubeln gefunden. Bisher letztes Datum: 28.11.1859. Auf der Ausgabe "Sitzende" habe ich ihn dagegen noch nie gesehen. Es wäre denkbar, jedoch nicht sehr wahrscheinlich, dass der Stempel 1862 mit der Ausgabe der neuen Briefmarken auch gewechselt hat.


Abb. 1: Dreientreifen Rayon I hellblau Stein C 2 (Frühdrucke) auf Brief von Seebach nach Solothurn, 10. Juli 1852.

Die Poststelle Seebach ist für den Sammler zusätzlich reizvoll, weil im Laufe von 35 Jahren immerhin 5 verschiedene Balkenstempel verwendet wurden, was sicher nicht allzu oft vorkam.

Der zweite Balkenstempel ist nun fast immer sehr sauber abgeschlagen. Die Buchstaben sind in Elzevir-Schrift, Länge des Stempels 26 mm (Abb. 2). Frühestes von mir gefundenes Datum: 1. März 1863.


Abb. 2

Es wäre schön zu wissen, wann dieser Stempel zuerst verwendet wurde, bezw. ob er schon auf der Strubelausgabe vorkommt.
Wer kann noch nähere als die beiden erwähnten Daten geben? Keine 10 Jahre gab es diesen Stempel in Elzevirschrift, der alsdann durch einen Stabstempel in Blockschrift abgelöst wurde.

Dass Seebach in weiteren 10 Jahren noch 3 verschiedene Stempel brauchte, kann fast nur so erklärt werden, dass diese nicht sehr solide waren (?) und oft ausbrachen. Alle folgenden Stempel sind in Blockschrift und unterscheiden sich nur durch verschiedene Längen: 22 mm, 25 mm und 27 mm, der letzte Stabstempel ist auch noch etwas höher (Abb. 3 - 5).

Abb. 4: BalkenstempelIVauf Sitzender Helvetia


Abb. 3: Balkenstempel III. Nach Eröffnung der Bahnlinie O erlikon-Zürich am 26. Juni 1856 wurde die Post von Seebach über das Postamt Oerlikon weitergeleitet.


Abb. 5

Mitle 1882 erhielt nun auch Seebach mit 10-jähriger Verspätung einen Rundstempel mit groben Strichen in den Segmenten und dem Schweizerkreuz (Abb. 6).


Abb. 6

Vielleicht 2-3 Monate kommt der letzte Balkenstempel noch auf den Ausgaben Ziffern + Stehende Helvetia vor. Frühestes bekanntes Datum bis jetzt ist der 25. August 1882.

Am 26. Juni 1856 wurde die Bahnlinie Zürich — Oerlikon — Winterthur durchgehend fertiggestellt und dem Betrieb übergeben. Alle Postanschlüsse über Zürich oder in die Ostschweiz liefen nun über Oerlikon. Auf alle Fälle haben anfangs der siebziger Jahre alle Briefe von Seebach zusätzlich den Rundstempel von Oerlikon, was darauf hindeutet, dass der Posthalter von Seebach seine Briefe nach Oerlikon zur Weiterleitung durch die Bahnpost gab. Am 1. Okt. 1877 erhielt auch Seebach seine Bahnstation, doch liefen nach wie vor Briefe, die über Zürich befördert werden mussten, via Poststelle Oerlikon. Anfangs der achtziger Jahre verschwindet dann der Oerlikoner-Stempel von den SeebachBriefen.

In der neueren Zeit gab es dann auch für Seebach die üblichen Stempel, die allerorts benützt wurden. Auf den 1. Januar 1934 kam die Gemeinde Seebach zur Stadt Zürich und die Poststelle erhielt den Stempel "Zürich 32 — Seebach".

© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg