Frühdaten Stehende Helvetia

Wie Herr G. Valko in Nr. 12 dieser Zeitschrift schrieb, sind die Frühdaten der Stehenden Helvetia einer der vielen interessanten Aspekte dieser Ausgabe. Wenn man nicht nur für alle Papier- und Zähnungsunterschiede, sondern auch für die Farbnuancen, Druckunterschiede (Handoder Schnellpresse) und gebrauchte Platten die Frühdaten bestimmen will, ist das Gebiet geradezu unerschöpflich. Wenn ich in diesem Aufsatz versuche, den heutigen Stand meiner Kenntnisse bekannt zu geben, beschränke ich mich aber auf die Nummern, die im 'kleinen' Zumsteinkatalog aufgeführt sind.

Ich habe diese Kenntnisse natürlich nicht allein erworben. Speziell mit Herrn P. Guinand habe ich viel darüber korrespondiert, und gerne erwähne ich, dass viele der hier aufgeführten Daten von ihm stammen.

Stempeldaten sind eine heikle Sache. Glücklicherweise gibt es bei den Stehenden noch kaum verfälschte oder nachgezogene Stempel, hingegen sind vom Postbeamten falsch eingesetzte Daten nicht selten anzutreffen. P. Guinand hat hierüber vor einigen Jahren in der SBZ einen reich illustrierten Artikel geschrieben. In meiner eigenen Sammlung befindet sich u.a. ein grüner 50er (90A) vom Jahre '90' (wohl 06, kopfstehend), und ein roter l-Fr.-Wert (91 A) mit glasklarem, aber schwer zu erklärendem Stempeldatum Feb. 82. Die Zahlen 5 und 6, und besonders 3 und 8 sind oft schwer zu unterscheiden. Schon der Postbeamte kann sich ja geirrt haben. Ich bin deshalb sehr behutsam vorgegangen. Isolierte, sehr frühe Daten habe ich weggelassen. Wenn eine 5 auch eine 6 sein könnte, habe ich 6 geschrieben; wenn eine Tageszahl 6 am Rande stand, so dass es auch 16 oder 26 sein könnte, habe ich 26 angenommen.

Der 1. April 1882 war der offizielle Ausgabetag der ersten Ausgabe der Stehenden Helvetia, d.h. der Werte 20C, 25C, 40C, 50C und l Fr., und zwar in der Zähnung 113/4 : 113/4 (A). An diesem Tag gestempelte Marken dürften nicht viele erhalten geblieben sein! Bisher sah ich nur eine Einzige: ein wundervolles Stück vom 40C-Wert in der Sammlung von G. Valko. Obacht vor Fälschungen dieser FD-Stempel! Der 30C-Wert ist wohl nur aus Versehen mit H3/4 gezähnt; die wenigen bekannten Stücke stammen vielleicht nur von einem Bogen. Der 3-Fr.-Wert hat als Ausgabetag den 1. März 1891, dies laut einem Bericht in der SBZ vom Februar 1892. In der schönen Sammlung von W. Bensing befindet sich jedoch ein Stück, das deutlich schon am 26. Februar 1891 gestempelt ist. (Siehe den anschliessenden Artikel von Werner Bensing zu dieser Marke!)

Die grobe Zähnung 93/4 : 9V4 (B) wurde 1888 versuchsweise eingeführt. Der erste Jahrgang der SBZ meldete den Wert zu 50C im Januar 1889, den zu 20C im Februar und den zu l Fr. im März. Dass der 25C-Wert nicht gemeldet wurde, lässt sich leicht verstehen: dieser Wert war schon längst im Herbst 1888 erschienen. Wahrscheinlich erschien der 40C-Wert erst später im Jahre 1889, und er wurde nicht gemeldet, weil das Interesse an der neuen Zähnung schon wieder nachgelassen hatte. Die meisten 40er-Marken sind 1890 gebraucht. Ein Stück mit dem Datum 11.X1I.88, das 1955 in Amsterdam versteigert wurde, bleibt vorläufig unerklärt.

Die neue Kompromisszähnung llV 2 : 11 (C) erschien bei allen Werten im Jahre 1891. Einen 30C-Wert gab es damals noch nicht, dieser erschien erst am l. Juli 1892 (Ich besitze ein Stück vom 2.VII.92). Der 3-Fr.-Wert in dieser Zähnung verdankt seine Existenz wohl einem Versehen. Es handelt sich vielleicht nur um einen einzigen Bogen: die zwei Paare und ein Einzelstück 72C, die man bis heute gefunden hat, sind alle in Solothurn gestempelt. Rätselhaft ist dabei, dass das Einzelstück am 21.VI.98 verwendet wurde, das älteste der beiden Paare aber erst am 15.1.00.

Die Marken 66D-72D entstanden durch Verwendung eines neuen Kontrollzeichens (KZ II). Frühdaten sind hier schwierig festzustellen, denn man braucht dafür nicht nur klare Stempelabschläge, sondern auch gut geprägte Kontrollzeichen. Der Katalog gibt als Jahr des Erscheinens von KZ II 1894 an. Man wird aber leicht feststellen können, dass es 1894 gebrauchte Stehende Helvetia mit diesem KZ kaum — bei den meisten Werten wahrscheinlich gar nicht — gibt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Werte 68D-71D noch nicht sehr intensiv erforscht habe; es werden bestimmt frühere Daten zu finden sein. Ich habe deshalb die gefundenen Daten in der Tabelle in Klammern gesetzt. Die Farbänderungen der 25 C- und 50C-Werte erschienen 1899, die des l Fr. Ende 1902 und nicht erst 1903, wie der Katalog angibt.

Wie aus der Tabelle hervorgeht, wurde die Zähnung l ll / 2 : 12 (E) 1901 gleich für alle Werte eingeführt, mit Ausnahme des 40C. Es gibt jedoch interessante Unterschiede. So sind 1901 gebrauchte Marken von 20C und 30C sehr häufig, aber von 25C so selten, dass man glauben könnte, sie seien auf falsch eingestellte Stempel zurückzuführen. Es muss sich aber bei diesen früh verwendeten 73E um eine seltene 'Erstauflage' handeln, denn diese Marken haben eine auffallend tiefe Farbe, fast ebenso dunkel wie die 73 D (die aber von anderen Druckplatten stammt)

Während der Periode 1894-1901 ist die 3-Fr.-Marke der einzige Wert mit altem KZ und alter Zähnung H3/4. Erst 1901 erschien dieser Wert mit dem neuen KZ und dann auch gleich in drei Zähnungen, wobei aber Zähnung 113/4 nur noch vorübergehend benützt wurde und bekanntlich sehr selten ist (72F). Die 1904 erschienene Marke von 40C im neuen Typ zeigt merkwürdigerweise wieder die alte Zähnung H3/4 (F).

Die Ausgabe auf weissem Papier mit Wasserzeichen Kreuz erschien im Herbst 1905, mit Ausnahme des 40C-Wertes, der erst 1906 herauskam — anscheinend hatte man 1904 gleich soviele 40er gedruckt, dass man 1905 noch keine neuen brauchte. Auch der 3-Fr.-Wert erschien erst 1906. Die Marken von 25C erschienen im Januar 1906 als neuer Typ, der anstatt von Kupferplatten von Stahlplatten gedruckt wurde. Diesen Wert und die ebenfalls von Stahlplatten gedruckte 40C findet man zuerst in der Zähnung H3/4 (B) und erst später in der Zähnung 11V2 : 11 (A), die für die anderen Werte verwendet wurde. In den ersten Monaten von 1907 erschienen dann noch 4 Werte in der Zähnung 11 !/2 : 12(C).


Die letzten Auflagen der Stehenden Helvetia, von Benziger auf Faserpapier gedruckt, erschienen im Herbst 1907, vielleicht mit Ausnahme des 25C-Wertes, den ich bisher nur aus dem Jahre 1908 gebraucht gesehen habe. Bekanntlich sind einige Zähnungen bei diesem Papier äusserst selten. Ich habe von diesen Marken nur sehr wenige Stücke gesehen und gebe deshalb die Stempeldaten in Klammern an.

© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg