Muster ohne Wert von Herisau nach Barcelona, 6. Feb. 1862: Nachtrag zum Artikel von Robert Bäuml über den Postverkehr Schweiz Spanien 1851-1864

Der Artikel von Robert Bäuml in der SBZ [1] behandelt den Briefverkehr aus der Schweiz nach Spanien, wobei er das Ganze aber nur aus der Sicht des direkten Postvertrags Schweiz Spanien - in Kraft vom 15. Oktober 1851 bis Ende August 1864 - betrachtet. Er zeigt auch drei bekannte Briefe mit Strubel - Frankaturen, die seiner Meinung nach gar nicht hätten frankiert werden müssen.

Dies stimmt meiner Meinung nach nur, wenn man ausschliesslich den Postvertrag Schweiz-Spanien berücksichtigt. Der Versand im Postvertrag Schweiz-Frankreich bis zur spanischen Grenze war schneller, allerdings war er auch teurer. Das ist ja der Reiz der Postgeschichte aus dieser Zeit, dass die unterschiedlichen Leitwege Vor- und Nachteile hatten, die der Versender gegeneinander stellen musste.

Betrachten wir nun einen der drei Briefe aus dem Artikel von Robert Bäuml, eine Drucksache aus Herisau nach Barcelona.


Herisau, 6.2.1862; schlecht lesbarer französischer Grenzübergangsstempel; SUIZA (James van der Linden Nr. 2734), in Junquera am Grenzübergang zu Spanien abgeschlagen für Post aus der Schweiz; 8.Rs. = Inland-Taxe Spanien.


Zürich 6.2.1862; Geneve 7.2.1862; Espana/Junquera 10.2.1862; Barcelona 10.2.1862

Da es sich beim vorliegenden Stück um ein Muster ohne Wert handelt, welches zum Drucksachentarif nach Frankreich gesendet wurde, ist aufgrund der Tariflisten des schweizerisch-französischen Postvertrag daraus zu schliessen, dass der Brief in der zweiten Gewichtsstufe zwischen 40 und 80 Gramm schwer gewesen sein musste.

Der Beleg trägt einen Grenzsübergangstempel Schweiz-Frankreich, der Brief wurde nicht beanstandet und lief korrekt bis zu spanischen Grenze (Eingangsstempel von Junquera) wo er gemäss Postvertrag von Frankreich mit Spanien mit 8 Reales für das doppelte Gewicht eines Musters ohne Wert gemäss Postvertrag Spanien Frankreich taxiert wurde.

Wäre dieser Brief gemäss schweizerisch-spanischen Postvertrag behandelt worden, hätte der Empfänger für diesen Brief pro 7.5 Gramm 4 Reales Porto bezahlen müssen. Dies hätte bei diesem Gewicht (5-10 Gewichtsstufe) zwischen 20 und 40 Reales gekostet. Er wäre daran zu erkennen gewesen, dass kein Schweiz Franz. Grenzstempel drauf gewesen wäre, Rückseitig wäre auch kein Poststempel der spanischen Grenzpostämter Irun oder Junquera zu sehen.

Dieser Brief zeigt somit die Kombination aus schnellerem Weg und günstigerer Tarif.
* [1] SBZ 4/2019: Bäuml, Robert; Der Briefverkehr zwischen der Schweiz und Spanien von 1851 bis 1864.