Die taktvollste Postbehörde der Welt.

Eine reizende Geschichte, die den Vorzug hat, wahr zu sein, wird aus Kopenhagen berichtet. Nach dieser Anekdote muss Kopenhagen zweifellos die taktvollste Postbehörde der Welt haben, und mit Neid mögen die Postchefs anderer Hauptstädte auf dieses Musterbeispiel an Vorsicht, Höflichkeit und Kundendienst blicken.

Ein Däne, der mit einer Kopenhagerin längere Zeit befreundet war, wanderte vor etwa 6 Jahren nach den Vereinigten Staaten aus und besuchte nun zum ersten Mal seine Heimatstadt Kopenhagen wieder. Er hatte während seiner Abwesenheit auf dem ändern Kontinent nichts mehr von seiner Freundin gehört, doch als er sich seiner Heimatstadt näherte, überkam ihn offenbar eine unbändige Sehnsucht. Er telegraphierte also noch vom Schiff aus an seine ehemalige Freundin, dass er sich auf ein Wiedersehen mit ihr freue und dass er sie abends in dem und dem Restaurant erwarte. Aber statt der Freundin erschien ein Postbeamter, fragte nach dem Wartenden und übergab ihm einen Brief des Postdirektors, in dem etwa folgendes stand:

"Das frühere Fräulein N.N. ist seit einigen Jahren verheiratet. Wir nehmen an, dass Sie hiervon nichts wissen und bitten Sie, uns mitzuteilen, ob das Telegramm trotzdem bestellt werden kann." aus: "Der freie Rätier" vom 23. Juli 1935

 

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