Flugpost aus Liechtenstein im zweiten Weltkrieg nach Amerika (VIII)

(Ein Beitrag zur Postgeschichte von Liechtenstein)

Wenn schon obiger Beleg (Abb. 23) den Empfänger erst nach 31/4 Jahren erreichte, so kam der in Abb. 24 gezeigte Brief überhaupt nicht über die Schweizer Grenze. Ein am 5.12.1942 von dem bekannten Liechtensteiner Philatelisten Eduard Trümpier in Vaduz aufgegebener Einschreibe-Brief nach Californien wurde vom Postamt Buchs mit Leitvorschrift Genf l versehen. Wegen der politischen Ereignisse, zeitweiliger Unterbrechung der Postverbindungen durch Frankreich, wurde der Brief nicht weitergeleitet.
Als der Postverkehr zum Jahresende wieder aufgenommen wurde, konnten zwar Sendungen nach den neutralen Staaten Spanien, Portugal, Argentinien und Chile auf dem Land- und Luftweg via Deutschland befördert werden. Post nach kriegführenden Landern dagegen wurde weiterhin keine angenommen.
Der Beleg erhielt in Genf von der Schweizer Postverwaltung den amtlichen Vermerkstempel "Retour — Zurück / Service postal suspendu / Postverkehr eingestellt" in schwarzer Farbe und traf am 28.12. 1942 wieder beim Absender ein.

Das gleiche Schicksal hatten auch die in Abb. 25 und 26 wiedergegebenen Briefe, die am 9. Dezember 1942 in Triesen an eine Adresse in Kanada bzw. am 10. Dezember 1942 in Mauren an einen Empfänger in den U.S.A. aufgegeben worden waren.
Der Postverkehr aus den neutralen Ländern Schweiz und Liechtenstein nach Amerika war somit zum Erliegen gekommen, obwohl der Clipper-Flugverkehr über den Atlantik nach wie vor reibungslos funktionierte.

Auch im Januar 194 3 bestand keine Flugverbindung aus den neutralen Ländern Schweiz und Liechtenstein via


Abb. 24


Abb. 25


Abb. 26


Abb. 27 PK  Adresseite (Frontseite)


Abb. 27 Rückseite

Deutschland bzw. Italien nach Lissabon und von dort weiter nach Amerika. Die italienischen Linien Lati und Ala Littoria flogen zwar bis September 1943 (als mit dem Kriegsaustritt Italiens sämtliche Fluglinien dieses Landes den Betrieb einstellten) nach Spanien und Portugal, doch konnten nach den PTT-Veröffentlichungen diese Fluglinien nur zeitweise für den Anschlussflugverkehr nach Südamerika (auf besonderes Verlangen des Absenders) verwendet werden, nicht dagegen nach Nordamerika. Für den Flugverkehr nach Nordamerika stand ausser dem Landweg via Frankreich und Spanien ab Februar 1943 nur die wiedereröffnete Linie der Deutschen Lufthansa von Stuttgart via Barcelona nach Lissabon zur Verfügung. Ab Lissabon bestand ganzjährig 1943 die bereits geschilderte Südroute via Bolama — Natal—Port of Spain —Miami nach New York. Diese Strecke wurde von Januar bis März 1943 dienstags und samstags, von April bis Juni 1943 montags und freitags und jeden 2. Dienstag im Monat, ab Juli bis Dezember 1943 nur noch jeden zweiten Freitag beflogen.
Von Juli bis November 1943 wurde zusätzlich einmal wöchentlich (entweder am Dienstag oder Donnerstag) die Nordroute von Lissabon via Horta (Azoren) und Hamilton (Bermuda) nach New York beflogen.
Im Dezember 1943 wurde statt der Nordroute eine geänderte Südroute von Lissabon via Natal (Brasilien) nach New York zweimal wöchentlich (dienstags und samstags) geflogen.

Kurz nach Wiederaufnahme des Postverkehrs wurde die in Abb. 27 wiedergegebene Einschreibekarte am 7. März 1943 von einem Schweizer an seinen Bruder in New York aufgegeben. Die mit 1.10 Fr. unterfrankierte Karte (20 Rp. Auslandskarte, 30 Rp. Auslands-Einschreiben, 70 Rp. Flugzuschlag für 5 gr. ergeben zusammen 1.20 Fr.) mit der kompletten Vermählungsserie und dem Vaduzer Sonderstempel vom Hochzeitstag (Sonntag, dem 7. März 1940) blieb offensichtlich wegen des grossen Postaufkommens an diesem Tage zuerst einmal in Vaduz liegen.
In Buchs wurde der Leitstempel "4 g über/ via Basel 2" nebst Transitstempel erst am 10. März 1943 angebracht. Von Basel aus ging die Karte nach Berlin, wie aus dem roten Stempel "Oberkommando der Wehrmacht / geprüft" mit dem Kennbuchstaben "b" (für Berlin) zu entnehmen ist. Anschliessend wurde die Karte mit der Lufthansa via Stuttgart — Barcelona—Madrid nach Lissabon geflogen. Wie lange die Karte in Lissabon auf Fluganschluss warten musste, können wir nur ahnen. Anfang Juli ist sie dann befördert worden, wie der vorderseitige Ankunftsstempel "New York, Reg'y.Div." vom 16. Juli 1943 beweist. Vorher passierte die Karte noch die britische Zensur auf den Bermudas, die allerdings keinen Zensurstempel anbrachte, sondern (siehe Abb. 27 - Rückseite der Karte) den bei Briefen üblichen Klebestreifen P.C. 90 verwendete. Trotz Flugpost war diese Karte über 4 Monate unterwegs, bis sie den Empfänger in New York erreichte.