Rückschau CAPEX '87 für Postgeschichtler
Es gehört unseres Erachtens auch zu den Aufgaben unserer Zeitschrift, regelmässig über die Klasse «Postgeschichte» an den Internationalen Ausstellungen zu berichten. Wir danken an dieser Stelle Herrn C. Muys aus Den Haag für seine Übersicht der PG-Sammlungen auf der Capex in Toronto, die wir hier auszugsweise wiedergeben. Von den 618 ausgestellten Exponaten erhielten 5 grosse Gold-, 24 Gold-, 37 grosse Vermeil-, 30 Vermeil-, 35 grosse Silber-, 20 Silber- und 6 Silberbronzemedaillen. Zu diesen 157 Auszeichnungen gesellten sich neben zahlreichen Ehrenpreisen auch 13 mal die Glückwünsche der Jury. Es ergab sich der allgemeine Eindruck, dass von der Jury strengere Massstäbe angelegt wurden als in vorherigen Ausstellungen. Viele Sammlungen zeigten reine «Markophilie», d.h. Stempelkunde. Dort wo sich die Beschreibung auf dasjenige beschränkt, was vom Brief her zu lesen ist, ergibt sich eben keine Bereicherung der Kenntnisse des Betrachters. Die nachfolgend aufgeführten Sammlungen zeigten Postgeschichte in den verschiedensten Aspekten:
material, handschriftlich bis ca. 1768, dann Langstempel, ab 1792 unter französischer Kontrolle: Var Departement «78», ab 1793 Alpes Maritimes Departement «85». Danach Wechsel, unter Sardinien (postalisch) bis zur Selbstverwaltung 1861 mit französischen Marken und Stempeln (G). PRE STAMP & STAMPLESS MAILINGS TO AND FROM B.N.A. (British North America). Mit ausgesuchten Beispielen, Briefen von Frankreich nach New France und vice versa, vor 1759 (Eroberung der Briten). Briefe aus Quebec nach Bordeaux und Brest mit entsprechenden Ankunftstempeln von 1750, Amsterdam - Montreal 1768 (über Beförderer London) sowie von Lüttich (Belgien) nach Quebec von 1751 (GSP). B.N.A. CROSSBORDER MAILS TO 1875; zeigt den neuen Postweg der Briten in New France nach 1759: Quebec - Montreal über Albany nach New York, benutzt bis 1775. Der Briefwechsel mit den Vereinigten Staaten verlief nach 1792 wie folgt: B.N.A. - US.A.: Frankozwang für B.N.A., amerikanisches Porto frei (Porto oder Franko) U.S.A. - B.N.A.: US-Porto nach freier Wahl, Vorauszahlung des Portos für B.N.A. nicht möglich. Grenzpostämter zwischen Toronto - Boston waren Queenstown (Canada) und Lewiston (US) 1828, Auswechslung über den Niagarafluss mit 2d (Pence) extra Porto (ferriage fee) (G). CANADA REGISTRY SYSTEM. Die Sammlung zeigt dieses System für «Money Leiters», Briefe mit Geld oder Schecks, Porto nach Gewicht, ab 1831 Langstempel MONEY LETTER, später gekürzt auf MONEY. In England wurden diese Briefe als «Registred letters» (Rekobriefe) behandelt (GSP).
THE OPENING OF CHINA 1701 - 1885, eine interessante Sammlung mit Stempeln von Canton und Macao bis 1842, danach Hong Kong. Korrespondenz Canton - Lissabon - London sowie Canton - Manila - Frankreich. «Care of Waghorn»-Briefe in beiden Richtungen. Verschiedene seltene Stempel: BRITISH GOVERNMENT AGENCY, Doppelkreis mit MACAO im Mittelstück sowie CORREIO MARITIMO/MACAO als Transitstempel 1845/55. Nach dem Opiumkrieg 1839/41 übernimmt Grossbritannien Hong Kong. In der Sammlung ein Prachtsexemplar des ersten Stempels in Grossformat vom Post-Office Hong Kong 1842 (CG).
POSTAL HISTORY OF CUBA INTERNAL AND OVERSEAS MAIL, ab 1765 übernimmt die spanische Behörde die Post der Insel und macht Havanna zum Verteilungspunkt für Post von Spanien nach Mexico, Zentral- und Südamerika. Die Sammlung ist sehr lehrreich für Post aus dem Ausland nach Havanna, gezeigt werden alle Stempel NE (Norte de Europa) NE2, NA (Norte America) NA 1. Ab 1865 gibt es eine «British Postal Agency» mit englischen Briefmarken. Frankreich eröffnet schon 1862 eine Post in Santiago de Cuba. Es gab eine Schiffslinie nach Bordeaux mit dem Schiff «Louisiane» (Oktogonalstempel CUBA/LOUISIANE). Einfaches Porto nach Bordeaux: 8 Decimes (GSP).

DAN1SH WEST INDIES, Sammlung mit sehr schönen «Fleuron»-Stempeln von St Thomas (1814/15) und eine grosse Auswahl an Briefen per Anglo- oder Französische Post. Schiffs-Briefe nach den Vereinigten Staaten und Marken der HAPAG (G). FRANCO-PRUSSIAN WAR AND ARM1STICE PERIOD 1870 - 71, eine der wenigen Sammlungen dieser Epoche, die eine totale Übersicht der Ereignisse bietet, u.a. durch gut kommentierte Belege der deutschen Invasion («Papillon de Metz»), eine reiche Auswahl «Ballon Monte»-Briefe, wovon viele nach dem Ausland, «Gazette des Absents», Taubenpost, «Boule de Moulins» (Zinkkugelpost), «Passeurs» (Fussboten) und Rotes Kreuz. Der Beginn der Pariser Kommune (18.3.1871) sowie die postalen Ereignisse im Briefwechsel mit Elsass-Lothringen (GSP). VENICE 14-18 CENTURY, eine Sammlung mit einer enormen Auswahl an Stempeln von Venedig und dem umliegenden Gebiet mit Städten wie Verona, Udine und Treviso. Der frühe Teil beginnt ca. 1450 mit starker Bestückung durch «Corsini»- Korrespondenz. Auch sind Briefe von Flandern (Antwerpen/Brügge) ca. 1555 nach Florenz vorhanden. Zwischen 1600 und 1700 zeigt die Sammlung nur ein paar Belege, nach 1700 jedoch reiches Stempelmaterial, mit guten posthistorischen Erklärungen versehen (G). WELLS FARGO & CO 1852 - 1895, Anfang der Gesellschaft 1852 in Californien. Eine transkontinentale Verbindung 1860 via Pony Express aus St. Joseph, Missouri. Gezeigt wird eine grosse Auswahl an Ganzsachen mit und ohne PonyExpressmarken sowie mehrfarbige Vignetten. Um 1880 Ausweitung des Betriebs nach Mexico und Hawai (GGSP). THE CONNECTICUT WHITLING YANKEE, umfasst die etwa grösste Sammlung der «Waterbury cork cancellations» (Korkstpl.). Der Postmeister John Hill hat sie von 1869 bis 1886 selbst angefertigt, mit einer Vielfalt von Motiven: Tiere, Vögel, Obst, Blumen, Ziffern, Buchstaben, Köpfe und geometrische Figuren. Ca. 80 Stück in guten Abschlägen (GSP). YEMEN, eine Sammlung, deren Exotik uns die etwas schwächere postgeschichtliche Seite vergessen lässt. Der wichtigste Hafen ist Hudeuda. Beginn der Briefmarkenzeit um 1878 mit türkischen Marken bis zum ersten Weltkrieg auf Briefen nach Frankreich und England. Eigene Marken werden 1926 in Grossformat herausgegeben. Einfaches Druckverfahren, zwei gekreuzte Krummschwerter, weisses und oranges Papier. Die Sammlung zeigt viele Belege mit diesen Marken ins In- und Ausland, eine verdiente Goldmedaille mit Glückwünschen der Jury (GGL)! OBLITERATIONS DE BATEAUX SUR FLEUVES ET LACS DU MONDE ENTIER, der letzte Teil des Titels wurde ziemlich bestätigt durch Post über den St Lawrence-Strom, die grossen Seen, den Mississippi, Amazonas, Nil, Congo und Yang tse Kiang, in Europa die oberitalienischen Seen und Donauschiffahrt. Es handelt sich um eine mehrheitlich markofilistische Sammlung, jedoch mit breiter Fächerung (G). POSTE MARITIME, eine Schiffspostsammlung, die mehr verdient als Gross-Vermeil. Sie zeigt die Verbindungen Europa - Asien. Ein Brief aus Batavia nach Haarlem übers Kap der guten Hoffnung mit VOC-Stempel bildet den Anfang, 1815 bis 1845 eine Fülle von Briefen auf dem Trajekt Tasmanien, Australien, China, Indien und Mauritius nach Europa, die Euphratroute sowie «Waghorn»- Briefe usw (GV). GOLD FEVER, Sammlung mit Briefen aus allen Teilen der Erde, wo im 19. Jahrhundert Gold entdeckt wurde. Obwohl vom Inhalt her ein stark thematischer Einfluss nicht zu leugnen ist, war diese Sammlung dank guter Dokumentation und hervorragendem Brief-Material ein Kleinod der Postgeschichteabteilung (GSP). Aus der Fülle der «British North American»- Sammlungen noch ein wichtiger Hinweis, die Brieftaxe betreffend: