A propos Altschweiz: FD der Winterthur
Gestützt auf den ersten eidgenössischen Posttarif vom 1. Okt. 1849 konnte der Bundesrat in «grösseren Orten» eine «Ortspost» bewilligen. Die Kreispostdirektion Genf machte schon im Oktober 1849 davon Gebrauch: Die Waadt 4 erschien. Durch die Presse wussten die Genfer, dass am 22. Jan. 1850 die Waadt 4 durch die Waadt 5 ersetzt wurde. Der Lithograph Schmid löschte die Ziffer 4 auf dem Originalstein aus und ersetzte sie durch eine «5». Einfach, rasch. Deshalb ist für die Waadt 5 bereits ein FD vom 25. Jan. 1850 bekannt.
Die Kreispostdirektion Zürich musste rasch handeln, um auch für «ihre Kunden» eine eidgenössische OrtspostMarke herauszugeben. Durch einen bisher unbekannten Entwerfer in einer unbekannten Druckerei entstand die Winterthur. Die Zeichnung der Genfer Waadt-Marken wurde übernommen, bzw. etwas geändert. Ein Plagiat, wobei sogar der französische Text «Poste Locale» mitging.
Ein in der philatelistischen Literatur noch nie erwähntes «Geheimnis» sei hier «gelüftet». Die NZZ (Neue Zürcher Zeitung) publizierte in Nr. 35 vom 4. Febr. 1850 den untenstehenden Text. War damit die Winterthur schon am 4. oder 5. Febr. 1850 am Postschalter in Zürich erhältlich? Das weiss man noch nicht. Das bisher festgehaltene FD für die Winterthur datiert erst vom 25. Febr. 1850: Winterthur-Brief von Zürich an «Ott im Schulhaus», rote und schwarze Rosette, roter Ortsstempel, Beleg ausgestellt an der Internaba 1974 von Anne Boyd Lichtenstein. Ferner ist auch ein Brief vom 1. März 1850 von Zürich nach «Wetschweil» bekannt: Waagrechtes Winterthur-Paar, schwarze Rosetten, roter Abgangsstempel. (Das in Nummer 30 der POSTGESCHICHTE im Artikel «Die Einführung der eidgen. Briefmarken in Zürich auf den 1. Okt. 1850» für die Winterthur angegebene FD vom 15. März 1850 ist zu korrigieren). Es scheint, dass die Stadt-Zürcher mit «ihrer» Winterthur zufrieden waren, weshalb am 5. April 1850 das eidgenössische Postdepartement die Kreispostdirektion Zürich beauftragte, auch in Winterthur, Richterswil, Wädenswil, Zug, Schaffhausen und Frauenfeld eine «Ortspost» einzuführen. Kennen Sie viele Winterthur-Briefe z.B. von Richterswil oder Wädenswil? Doch darüber einmal später.
Notiz in NZZ Nr. 35 vom 4. Februar 1850