Unfall- und Katastrophenpost zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft (II)

Nachdem ich Ihnen in der letzten „POSTGESCHICHTE" zwei Müsterchen von Flugzeugunfällen gezeigt habe, bleiben wir zusammen noch etwas in der Luft.

 

Die wohl berühmtesten, teuersten, aber keineswegs seltensten Unfallbelege stammen aus der geretteten Post beim Brand und der totalen Vernichtung des Luftschiffes Hindenburg am 6. Mai 1937 in Lakehurst/USA. Über die genauen Zahlen der aufgefundenen Post gehen die Meinungen auseinander. Während SIEGER in seinem Katalog 133 Briefe und Karten angibt, spricht man in den USA von über 300 Stück. Das Schweiz. Luftpost-Handbuch erwähnt 357 Sendungen, wovon 3 Belege aus der Schweiz. 


Abb. 1:20. Juni 1910, Zugsunglück Nähe Comtantinopel

So oder so eine verschwindend kleine Anzahl im Vergleich zu den unzähligen Sammlern von Zeppelin-Flügen. Dementsprechend auch der letzte mir bekannte Zuschlagspreis für einen derartigen Beleg an einer Auktion im Juni 1978, US$ 8'250.-, heute um die 14'000 Schweizerfranken.

Doch nun zurück zur Erde. Ich möchte nämlich nicht nur von Spitzenbelegen und ebensolchen Preisen sprechen, sondern Ihnen auch Vermerkstempel vorführen, die sicherlich nicht häufig, aber teilweise eben doch noch zu ganz vernünftigen Preisen anzutreffen sind. Zudem können diese Belegstücke, auch ohne sich spezialisieren zu müssen oder zu wollen, immer irgendwo in eine Sammlung eingebaut werden. Das Belegstück (Abb. Nr. 3) mag zeigen, dass nicht jedes Unfallereignis mit totaler Vernichtung enden muss. Auch die Geschichte lehrt uns, dass in früheren Jahren vielfalls, sei es zu Wasser oder in der Luft, die gesamte Besatzung oder ein Grossteil davon, gerettet werden konnte. Im heutigen Zeitalter dürfte dies immer weniger der Fall sein, wobei allerdings dann auch von der Post nichts mehr übrig bleiben dürfte.

Ein ebenso interessantes Teilgebiet von Unfallpost bezieht sich auf das Zusammentragen von Belegstücken aus Schiffsunglücken, Hier könnte man bereits im 18. Jahrhundert beginnen und sicher für den Zeitraum 1800 bis 1900 schon eine stattliche Zahl zusammenbringen. Aber gleich eine Einschränkung. In England und den USA gibt es Vereine die sich ausschliesslich der Schiffspost und eben Allem was dazugehört widmen und ich musste selbst erfahren, dass einigermassen guterhaltene Post aus Schiffsunglücken nicht leicht zu finden ist und demzufolge auch nicht billig sein kann. Abb. Nr. 4 zeigt einen besonders schönen Brief aus der Postladung des deutschen Passagierschiffes „ELBE" vom 30. Januar 1895.


Abb. Nr. 4:  30. Januar 1895 - Folgenschwerer Zusammenstoss des deutschen Passagierdampfers „ELBE" mit SS Crathie ca. 50 Meilen vor der amerikanischen Küste. Nahezu die gesamte Besatzung von 160 Mann und 240 Passagiere ertranken.

© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg