Der Weltrundflug von Costes und Le ßrix vom 10. Oktober 1927 bis am 14. April 1928

Übersetzung ins Deutsche des Artikels "Le tour du monde de Costes et Le Brix" (erschienen in Nummer 3 der POSTGESCHICHTE) von Roland Vuagniaux.

Die erste Überfliegung des Südatlantiks wurde vom 14. bis 15. Oktober 1927 von den Franzosen Costes und Le Brix durchgeführt. Zur Erinnerung sei erwähnt, dass die erste erfolgreiche handelsmässige Überquerung de s Südatlantiks drei andere Franzosen, nämlich Mermoz, Dabry und Gimie, am 12./13. März 1930 in die Tat umsetzten.

Diendonne Costes war Chef-Pilot der Firma Breguet und Joseph Le Brix Marineoffizier, Seefahrer und Aushilfspilot; sie starteten am 10. Oktober 1927 vonParisLe Bourget um 9.45 Uhr auf einer "Breguet 19 GR" Maschine, die "NungesserColi" hiess, mit einem "Hispano Suiza" Motor von 600 PS, Propeller Breguet. Sie landeten in St. Louis du Senegal am folgenden Tag um 12.12 Uhr und hatten die Strecke von 4 600 km in 26 Stunden und 27 Minuten zurückgelegt. Eine grosse Menschenmenge und die Militärgouverneure des Senegal und Mauretaniens empfingen und beglückwünschten die Flieger. Die Franzosen waren über Bordeaux, Bayonne, Madrid, Rabat, Mauretanien, Rio del Oro und St. Louis geflogen.

Nach der Landung sahen sie ein anderes französisches Flugzeug auf dem Flugplatz, einen Eindecker "Latecoere 26", Motor Renault von 450 PS der Gesellschaft Aero-Postale, dessen Piloten Mermoz und Negrin am selben 10. Oktober um 10.05 Uhr in Toulouse abgefolgen waren. Sie waren in St. Louis um 9.35 Uhr nach einer 4 470 km langen Strecke gelandet, welche sie in 23 Stunden und 30 Minuten, das heisst mit einer Geschwindigkeit von 190 km in der Stunde zurückgelegt hatten. Es handelte sich um ein Experiment, nämlich einen Schnellflug zwischen Frankreich und Senegal. Die Rückreise fand am 20./2I.Oktober mit 100kg Post statt; mit einer Zwischenlandung in Casablanca, von wo ein Fahrgast mitgenommen wurde. Die Einweihung der Fluglinie Casablanca —Dakar über St. Louis war am 1. Juni 1925 durch die Gesellschaft Aero-Postale Latecoere erfolgt.

Der Flugplatz wurde durch ein Gewitter unbefahrbar; Costes und Le Brix mussten bis am 14. Oktober um 6.35 Uhr warten, um ihre Reise bis Natal fortzusetzen. Sie landeten dort am 15. Oktober um 0.40 Uhr; die Überquerung des Ozeans — 3 400 km in 18 Stunden und 5 Minuten - konnte bei schönem Wetter ausgeführt werden.

In Südamerika setzten sie ihren Flug wie folgt fort: Am 16. Oktober: Natal-Caravellas, l 500 km in 8 Stunden und 45 Minuten; am 17. Oktober: Caravellas-Rio de Janeiro, 750 km in 4 Stunden und 5 Minuten; am 19. Oktober: Rio de Janeiro-Rio Grande do Sul, an der Grenze mit Uruguay, wo sie infolge eines Sturmes eine Notlandung vornehmen mussten.

Am folgenden Tag, den 20. Oktober, überflogen sie in Begleitung von zwei argentinischen Staffeln Montevideo und landeten nach einem Flug von 730km in 4 Stunden und 6 Minuten in Palmas, 40 km von Buenos Aires entfern

Im ersten Teil der Reise legten sie 12 430 km in total 72 Stunden und 31 Minuten in sechs Flugetappen, mit 172km Stundenkilometer Durchschnittsgeschwindigkeit zurück.

Der zweite Teil des Fluges bestand aus mehreren Städteflügen in Südamerika, wahrscheinlich zu Demonstrations- und Propagandazwecken:

vom 1. bis 22. November 1927: 

Fluge von Buenos Aires nach Belgrano, 

  • Bahia Bianca, Montevideo und Rückflug nach Buenos Aires 1550 km 
  • am 25. November: Buenos Aires-Asuncion und zurück 2100 km 
  • am 3. Dezember: Buenos Aires-Florianapolis 1300km 
  • am 4. Dezember: Florianapolis-Rio de Janeiro 780 km 
  • am 12. Dezember: Rio de Janeiro—Buenos Aires 2080 km 
  • am 13. Dezember: Buenos Aires-Santiago (Chile) 1200 km 
  • am 21. Dezember: Santiago-La Paz (Bolivien) 2100 km 
  • am 29. Dezember: LaPaz-Lima(Peru) 1150km 
  • am 11. Januar 1928: Lima-Guayaquil (Ecuador) 1180km 
  • am 13. Januar: Guayaquil—Panama 1270km 
  • am 18. Januar: Panama-Caracas (Venezuela) 1390km 
  • am 21. Januar: Caracas-Barranquilla (Kolumbien) 860 km 
  • am 24. Januar: Barranquilla-Panama 570 km 
  • am 26. Januar: Panama-Guatemala 1360km 
  • am 29. Januar: Guatemala-Mexico 1080km 
  • am 4. Februar: Mexico-New-Orleans (USA) 1580km
  • am 6. Februar: New-Orleans-Montgomery 460 km 
  • am 8. Februar: Montgomery -Washington 1110km 
  • am 11. Februar: Washington -New York 3 30 km

Von Buenos Aires bis Santiago de Chile überflogen Costes und Le Brix die Anden ein erstes Mal und später, zwischen Santiago und La Paz, ein zweites Mal. Dieses Mal flogen sie der'Küste entlang bis Arica im Norden Chiles und dann wieder über die Anden. Der Flugplatz von La Paz liegt 4 100 Meter über Meer. Die Verdünnung der Luft stellte an den Motor und an die Flieger, die damals vor 54 Jahren noch keine Überdruckkabinen zur Verfügung hatten, sehr grosse Anforderungen.

Nebenbei sei erwähnt, dass sie in Panama Lindbergh begegneten.

Der Motor hatte jetzt seit Paris 35 880 km einwandfrei geflogen; er wurde in New York ausgewechselt. Die beiden Flieger stiegen wieder auf und erreichten in folgenden Etappen San Francisco:

  • am 3. März 1928: New York-Sharon (Pennsylvanien) 540 km 
  • am 4. März: Sharon-Detroit 250km 
  • am 5. März: Detroit-Chicago 370 km 
  • am 6. März: Chicago-Rocks Springs 1770km 
  • am 7. März: Rocks Springs-San Franciscao 1200 km

Während der ersten Etappe brach ein Schneesturm aus. In San Francisco wurde das Flugzeug demontiert und auf der "Korea Maru" verschifft bis Tokyo.

Sobald der "Nungesser-Coli" wieder flugbereit gemacht war, starteten die zwei Flieger am 8. April um 7.20 Uhr ab Tokyo. Sie folgen mit einer Zwischenlandung in Houang Tcheou (China), um Benzin zu tanken bis Hanoi, wo sie nach einem Flug von 4 200 km am 9. April um 16.30 Uhr landeten. Am 10. April um 7 Uhr flogen sie weiter nach Calcutta (Landung 18.30 Uhr), Jodpur, Karachi (lI.April), Bassorah, Deir Ez Zor, Alep und Athen. Am 14. April um 15 Uhr erreichten sie Marignane und um 18.05 Uhr beendeten sie die Weltrundfahrt in Paris Le Bourget, wo eine begeisterte Menschenmenge die zwei französischen Flieger erwartete.

Beförderte Post

Es wurde sehr wenig Post transportiert, sie war privater Art und erhielt keine speziellen Stempel. Einzig in Buenos Aires wurde ein Sonder-Ankunftstempel verwendet. Die Sendungen aus dieser Stadt wurden auch während einigen Tagen durch diesen Stempel entwertet. Eine öffentlich angeschlagene Notiz der Post in St. Louis besagte, dass die Korrespondenzen für das französische Flugzeug ausnahmsweise keinen Flugpost-Zuschlag zu zahlen hätten, auf dem Briefumschlag müsse aber erwähnt sein "Raid FranceAmerique du Sud".

Auf dem Weltrundflug wurden folgende Belege befördert:

  • am 10. Oktober 1927: Paris-St. Louis du Senegal, Abstempelung Le Bourget Aviation Seine des 8./9. oder 10. Oktober 1927; die Zeitziffer 8 ist umgekehrt ? Belege 
  • am 10. Oktober 1927: Paris—Buenos Aires, mit Sonderankunftstempel 17 Belege 
  • am 14. Oktober 1927: St. Louis—Pernambuco (19.10)— Rio de Janeko ? Belege 
  • am 14. Oktober 1927: St. Louis-Buenos Aires ? Belege 
  • am 22. November 1927: Montevideo-Buenos Aires 10 Belege 
  • am 25. November 1927: Buenos Aires—Asuncion 85 Belege 
  • am 25. November 1927: Asuncion—Buenos Aires ? Belege 
  • am 3. Dezember 1927: Buenos Aires- Rio de Janeiro 10 Belege 
  • am 3. Dezember 1927: Buenos Aires-Montevideo ? Belege 
  • am 12. Dezember 1927: Rio de Janeiro-Santiago (13.12) 11 Belege 
  • am 21. Dezember 1927: Santiago - La Paz (21.12) ? Belege 
  • am 8. April 1928: Tokyo-Paris (14.4.1928) ? Beleg

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