Unfall- und Katastrophenpost zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft (III)

Wie versprochen, hier sozusagen der zweite Teil meines nicht alltäglichen Sammelgebiets — Katastrophenpost

Hierzu sind sicherlich die verschiedenen Kriege einzuordnen, welche eine Vielzahl von Vermerkstempeln und Besonderheiten zu bieten vermögen. Abb. Nr. 5 und 6 sind zwei vielsagende Dokumente aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Besonders interessante Post hat uns der wenige Monate dauernde deutsch/französische Krieg, genauer gesagt, die Belagerung von Paris Ende 1870/Anfang 1871 durch die deutschen Truppen geliefert. Die "ballons montes", welche Post aus der belagerten Stadt beförderten, sind nicht unbekannt. Wussten Sie aber auch, dass umgekehrt versucht wurde, Post vom unbesetzten Frankreich auf dem Wasserwege, respektive unter Wasser, nach Paris zu befördern? Es war vorgesehen an dieser Stelle eingehend über die "Boules de Moulins", die sogenannten Zinkkugelbriefe, zu schreiben. Nachdem indessen erst kürzlich über dieses Spezialgebiet berichtet wurde, sei nur der Vollständigkeit halber ein besonders schöner Brief in bester Erhaltung gezeigt (Abb. 7).

Als weitere Katastrophen zählen Epidemien, welche uns z.B. die desinfizierten Briefe „bescheren", und die verschiedenen Naturkatastrophen.


Abb. 5 April 1915, Brief von Colmar nach Genf. ,^us militärischen Gründen verzögert".


Abb. 6     1945, Das Deutsche Reich danach. Stempelvermerk in deutscher Übersetzung: „Dieser Brief, Teil unausgelieferter Post, fiel in die Hände der Alliierten Besetzungsmächte in Deutschland. Er ist an die angegebene Adresse nicht auslieferbar und geht demnach zurück an Sie".


Abb. 7 "Boules deMoulins"

Einigen Respekt beim Betrachten und Lesen erfordert die gezeigte Karte des Erdbebens in der Provinz "San Juan" (Argentinien) im Januar 1944 (Abb. 8). Die gesamte Stadt wurde innert weniger Sekunden zerstört. Die genaue Zahl der Toten und Verletzten blieb unbekannt. Letztere wurden sofort nach Mendoza überführt, da hier gerade ein neues Krankenhaus entstanden war. Die Toten wurden auf den Plätzen verbrannt, so wie sie unter den Trümmern hervorgezogen worden waren. Da die Hauptpost und viele Nebenämter zerstört worden waren, ordnete die Regierung PORTOFREIHEIT für einen Monat an, bis wieder Ordnung geschaffen war. Die Karte, die Lebenszeichen an die Angehörigen in Mendoza enthält, zeugt von jenen schrecklichen Tagen, ebenso der Text "GRACIAS A DIO" (Dank an Gott).


Abb. 8 Erdbeben in der Provinz "SAN JUAN" (Argentinien} im Januar 1944

Schlusswort der Redaktion Philatelie kennt keine Grenzen. Trotzdem bedarf es viel Geduld und in der Schweiz gewiss auch einer kleinen Dosis Mut, eine Sammlung Unfall- und Katastrophenpost mit einigen hundert Belegstücken zusammenzutragen. Es liegt aber andererseits ein besonderer Reiz darin, etwas Besonderes, eben nicht Alltägliches zu sammeln. Alle diese schrecklichen Ereignisse, von welchen die authentischen (post-)geschichtlichen Dokumente Zeugnis ablegen, sind - so tragisch sie auch geendet haben mögen - mit dem besten Willen nicht wieder gutzumachen. Das Rad der Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Verflossene Katastrophen sind bereits Geschichte, und täglich berichten die Me- 'dien von neuen Katastrophen...

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