Die Feldpost-Korrespondenz der Schweiz. Bewachungstruppen im Fürstentum Liechtenstein

Über die Post der im Fürstentum Liechtenstein internierten Militärpersonen (Interniertenpost der Lager Schaan und Ruggell) wurden durch Herrn Alfons Marxer, Vaduz, bereits mehrere Arbeiten veröffentlicht und u.a. wurden diese Belege auch im "Liechtensteiner Briefmarkenkatalog" katalogisiert.

Neben den internierten Militärpersonen befanden sich aber auch Bewachungstruppen der Schweizer Armee im Fürstentum Liechtenstein. Über die Feldpost-Korrespondenz dieser Bewachungstruppen ist m. W. bis heute mangels Belegen noch nichts veröffentlicht worden. Auf Grund von Briefumschlägen, die von mir zusammengetragen werden konnten, will ich nachstehend versuchen, etwas Licht in dieses bisher unbekannte Kapitel der Liechtenstein-Philatelie zu bringen.

Am 19. Mai 1945 wurde bekanntlich in Ruggell eine Internierten-Poststelle eingerichtet, welche im Einvernehmen mit der Kreispostdirektion St. Gallen von der Eidgenössischen Feldpostdirektion mit den entsprechenden Vorschriften versehen und dem notwendigen Material beliefert wurde. (Das Lager in Schaan wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich am 28. Dezember 1945, eröffnet). Wie bereits erwärmt, wurde der Bewachungsund Feldpostdienst dieses Lagers, das der Internierungs-Region Thur zugeteilt war, durch Detachemente der Schweizer Armee durchgeführt und unterstand somit dem gut eingespielten Apparat der Eidg. Kommission für Internierung und Hospitalisierung (E.K.I.H.), welcher damit erwiesenermassen auch im Fürstentum Liechtenstein eingesetzt worden war. Die internierten Russen der sog. "Ersten Russischen Nationalarmee" unter Generalmayor Holmston, dies am 2. und 3. Mai 1945 auf liechtensteinisches Gebiet übergetreten waren, bedurften in jeglicher Hinsicht der Betreuung (Verpflegung, Bekleidung, ärztliche Versorgung, Fürsorge, Rechnungs-Führung, militärische Bewachung und polizeiliche Überwachung etc.). Diese umfangreichen Aufgaben konnten selbstverständlich nur durch eine gut eingespielte Organisation, eben der E.K.I.H., zufriedenstellend durchgeführt werden. Es versteht sich nun von selbst, dass die Kommandostellen dieser Bewachungstruppen im Fürstentum Liechtenstein, wie diejenigen der in der Schweiz selbst eingesetzten Truppeneinheiten, ihren vorgesetzten Stellen Rapporte, Bestellungen über benötigtes Material usw. zukommen lassen mussten, was über die Feldpost geschah, die natürlich auch den Angehörigen der Bewachungstruppen für ihre private Korrespondenz zur Verfügung stand. Die Portofreiheit konnte, wie üblich, nur durch entsprechende Aufdrucke auf den Kuverts sowie mit Abdrucken von Feldpost- oder Militärstempeln beansprucht werden. Da die Kommandostellen der Bewachungstruppen im Fürstentum Liechtenstein über kein eigenes Feldpostbüro verfügen konnte, mussten die Korrespondenzen zur Weiterleitung an ihre Bestimmung einem zivilen liechtensteinischen Postamt aufgeliefert werden. Dieses versah die Briefe jeweils mit einem Abschlag des einzeiligen Postamts- bzw. Formularstempels, da die Anbringung von Datumstempeln auf Militärbriefen untersagt war!

Aus meinen Unterlagen möchte ich nachstehend zwei dieser Briefumschläge näher beschreiben:


Abb. 1

Umschlag: Kuverts, wie sie in den Soldatenstuben den Wehrmännern gratis zur Verfügunggestellt wurden; mit Eindruck "FELDPOST"; 

Absender: Korporal Fritz Zweifel, Bewachungs-Kp. 3002; 

Empfänger: Gewerbekrankenkasse in Zürich; 

Stempel: Feldpoststempel der Bewachungs-Kp. 3002 und Formularstempel "SCHAAN" (24 x 4 mm), in Verwendung ab ca. 1921 bis 1965; 

Erläuterung: Feldpostbrief eines Angehörigen der Schweizer Bewachungstruppe, aufgegeben beim Postamt Schaan. 

 

Abb. 2: (Seite 12) 

Umschlag: Off. Kuvert der Schweizer Armee mit dreisprachigem Eindruck 'Militärsache " im Kasten; 

Absender: INTERNIERUNG, Region Thur, Der Kommandant: Oberst-Brigadier Hold (Bei Kriegsausbruch Kommandant der GebirgsBrigade 12); 

Empfänger: Eidg. Kommissär für Internierung, Bern; 

Stempel: Feldpoststempel "Bewachungstruppen " mit Schweizerkreuz in der Mitte und Formularstempel "VADUZ" (20 x 4mm), in Verwendung ab ca. 1921 bis 1965; 

Erläuterung: Die Feldpoststempel "Bewachungstruppen " wurden denjenigen Feldpoststellen oder Kommandostellen zur Verfügung gestellt, die kleinere Gruppen von Internierten sowie die eigenen Bewachungsdetacnemente zu bedienen hatten. Der eher geringe Postanfall wurde mit diesem Stempel versehen und direkt zum Versand gebracht, d.h. ohne den Umweg über die Lager in Ruggell oder Schaan zu machen.


Abb. 2

© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg