Rütli - Chronik der Poststelle

  • 1860 Das Rütli wird unveräusserliches Nationaleigentum des Schweizervolkes; es wird von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft betreut. 
  • 1898 Die Oberpostdirektion regt die Errichtung einer Sommerpoststelle an. 
  • 1899 Die Rütlikommission der Gemeinnützigen Gesellschaft ist vom Vorschlag der Oberpostdirektion nicht begeistert. Nach langem Zögern gibt sie „auf Zusehen hin" die Erlaubnis zur Errichtung einer Postablage auf dem Rütli. Dagegen begrüsst der Rütlipächter M. Ulrich klug und überzeugend die Schaffung einer Poststelle. Es würde ihm aber auch genügen, die sehr zahlreichen Karten mit einem Poststempel „Rütli" stempeln zu dürfen. (Vergleiche Brief an die Kreispostdirektion!) Am l. Juni 1899 wird eine nichtrechnungspflichtige Ablage eröffnet, die jeweilen vom l. Juni-30. Sept. offen zu halten sei, die Besoldung pro Saison betrug 60.— Fr. 
  • 1903 Der Pächter verlässt das Rütli (er ist 1926 in Berlin verstorben). Als neuer Pächter und Ablagehalter folgt ihm Jakob Huser, Briefträger in Buochs. 
  • 1912 Der neue Rütlipächter Josef Zgraggen bezieht eine Entschädigung von 180.— Fr. für die ganze Saison. 
  • 1915 Die Ablage bleibt das ganze Jahr geöffnet. 
  • 1921 Vertrag mit Josef Zgraggen über die Besorgung des Postdienstes (Dieser Vertrag bedeutet die Umwandlung der Ablage in eine Postagentur). 
  • 1925 Erhöhung der jährlichen Entschädigung auf 240.— Fr. 
  • 1948 Neuer Rütlipächter und Postbesorger: Albert Ziegler-Zgraggen, Schwiegersohn des Amtsvorgängers. 
  • 1966 Am 1. April wird Andreas Infanger neuer Rütlipächter und Posthalter.

Brief des Rütlipächters an die Kreispostdirektion

M. ULRICH Rütli Rütli, den 14/ten Februar 1899

Tit Kreispostdirektion Von Ihrer geschätzten Zuschrift vom 7. Februar o.e., welche ich Ihnen bestens verdanke, habe ich recht gerne Kenntnis genommen und mache Ihnen hiermit Ihrem Wunsche gemäss, betreffend Errichtung einer Postablage auf hiessigem Platze, was im Interesse der Besucher der historischen Stätte sehr zu begrüssen wäre, nach erfolgter Rücksprache mit Herrn Postverwalter Bühlmann in Brunnen bereitwilligst folgende Vorschläge:

Der Postdienst wie Sie ihn in Ihrem werten Schreiben vorsehen, mit dreimaligem Botengang, respektiv Fahrt, nach Brunnen, was für die hiessige Stelle zu viel und für den Pächter zu umständlich, auch wäre ein regelmässiger Dienst schon witterungshalber nicht einzuhalten. Den Besuchern des Rütli ist es, nach meinen letztjährigen Erfahrungen, weniger an der schnellen Beförderung der Ansichtskarten, welche ja hier nur in Frage kommen können, gelegen, als an den authentischen Beweis mittelst eines Poststempels, dass sie hier waren.

Ich bin überzeugt, dass durch Einführung eines Rütli-Stempels sich der Verkauf von Postkarten erheblich steigern würde, denn die allgemeine Frage der Kartenschreibenden Rütlibesucher ist stets dieselbe, „Haben Sie einen Poststempel vom Rütli"?. Beim Verneinen der Frage, bekommt man dann fast immer die Bemerkung zu hören, „Wäre es nicht möglich von der Postverwaltung einen Stempel zu erhalten?"

Nach meiner Ansicht würde ein einmaliger Botengang nach Brunnen, abends halb 6 Uhr, genügen, da der Hauptverkehr und Besuch im Rütli, fast immer von 3-5 Uhr ist. Für einen Botengang der regelmässig mit dem Dampfboot auszuführen wäre, würde ich einen Gehalt von Fr. 100. — pro Saison, nebst freier Überfahrt des Boten beanspruchen und die Höhe der Entschädigung für die nötige Bureauarbeit Ihnen anheim stellen.

Die probateste, für mich angenehmste und für die Postverwaltung einfachste und billigste Lösung der Frage wäre aber die Verabfolgung eines Datumstempels, ohne weiteren Postdienst. Die Spedition würde täglich l-3mal besorgt werden und könnte man auch die Dampfboote, welche ambulante Post führen, benützen. Ich bin überzeugt, dass durch die Überlassung eines Poststempels der Tit. Postverwaltung keine Unangenehmlichkeiten oder Reklamationen erwachsen würden, denn für Gewissenhafte Benützung des anvertrauten Poststempels, sowie auch für möglichst rasche Beförderung der Postkarten und Briefe dürften Sie versichert sein. In der angenehmen Hoffnung, Sie werden meine Vorschläge gerne in Erwägung ziehen und mir später gefälligst Bericht erstatten, zeichnet,

mit aller Hochachtung, ergebenst M. ULRICH Rütlipächter

Die auf dem Rütli verwendeten Poststempel


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